Einfach schreiben – was easy klingt, ist in der Praxis meist harte Arbeit. Komplizierte Dinge so zu formulieren, dass sie wirklich jeder kapiert, ist eine hohe Kunst, die nicht jeder beherrscht. Hier kommt der Redakteur ins Spiel, der mit leicht lesbaren Texten selbst die Dümmsten mit ins Boot holt. Welche Rolle die Zielgruppe dabei spielt und welche Grundregeln für verständliche Sprache es gibt, erfahrt ihr in diesem Beitrag.

Von der BILD-Zeitung lernen

Viele mögen die BILD-Zeitung hassen für die Art und Weise, wie sie dort teilweise mit Menschen umgehen. Wie sie erst einen Politiker oder Sportler in den Himmel heben, um ihn im nächsten Moment gnadenlos niederzumachen. Geradezu genial ist jedoch, wie die BILD es schafft, Millionen von Menschen auf ihre Seite zu ziehen. Mit einfacher Sprache, prägnanten Überschriften und immer auf den Punkt gebracht. Da wird nicht lange geschwafelt. Wenige einfache Sätze reichen aus.

Einfache Sprache alleine ist es nicht, was die Zeitung so erfolgreich macht. Die Sätze müssen außerdem direkt ins Gehirn knallen und dort haften bleiben. Also denkt daran: Wenn ein Text nicht in Erinnerung bleibt, ist es ein schlechter Text. Auch wenn ihr glaubt, dass er brillant formuliert ist und den Pulitzerpreis verdient hat.

Ein Thema verstehen

Viele Redakteure schreiben heute über die neuesten Entwicklungen in der Biotechnologie und morgen über den Besuch des Papstes in Köln. Das macht die Arbeit abwechslungsreich und zugleich schwieriger.  Wir können unmöglich Fachmann bzw. Fachfrau für alles sein. Wir sollten uns jedoch mit den Themen befassen über die wir schreiben – also recherchieren. Oft passiert das aus Zeitmangel oder weil wir keine Lust haben nicht. Und das ist den Texten anzumerken.

Damit ein Text locker und fluffig rüberkommt, muss der Redakteur das Thema zumindest annähernd verstanden haben. Ich merke das an mir selbst. Wenn ich Fragezeichen auf der Stirn habe, übertragen die sich ganz automatisch auf den Bildschirm. Der Beitrag ist dann gleich viel holpriger und vieles geht kreuz und quer. Bin ich im Thema drin, kann ich den Artikel viel besser gliedern und so verfassen, dass am Ende nur das wirklich wichtige drin steht.

Ich merke mittlerweile schnell, ob jemand einen Text ohne Nachzudenken oder das Thema zu verstehen einfach runtergeschrieben hat. Zumindest bei Themengebieten, die mir vertraut sind. Häufig sind das nur riesige Luftblasen, die mit Lametta geschmückt wurden, die eine völlige Ahnungslosigkeit übertünchen sollen. Leider erkennt Google das noch nicht so richtig, sondern lässt sich ebenfalls blenden.

Die Zielgruppe kennen

Wir Web-Texter müssen natürlich mit einem Auge auf Onkel Google schauen, dürfen dabei aber niemals vergessen, dass wir für echte Menschen schreiben. Unsere Texte sollen gelesen und für gut befunden werden. Das klappt nur, wenn wir bereits im Vorfeld wissen, für wen wir schreiben. Wer unsere Zielgruppe ist. Der Grat zwischen einfacher Sprache und nicht ernst genommen ist schmal. Wir können einem Fachpublikum nicht die gleichen Texte hinknallen wie einer Gruppe von Laien.

Hier kommt der Begriff „Persona“ ins Spiel. Das ist eine fiktive Person, die genau der Zielgruppe entspricht. Sie erleichtert das Schreiben des Textes ungemein, weil wir konkret wissen, welche Vorkenntnisse bestehen und was unsere Leser interessiert.  Wir können dann auch den einen oder anderen Fachbegriff einbauen, wenn wir wissen, dass die Adressaten des Artikels ihn verstehen.

Denkt daran: Jeder Zeile, die keine Reaktion bei der Zielgruppe auslöst, ist eine umsonst geschriebene Zeile. Es ist daher irrelevant, was ihr von einem Thema denkt. Wichtig ist, was die Zielgruppe denkt und welche Fragen sie zu einem Thema hat. Und das dürfen wir nicht irgendwo auf der Website verstecken, es muss sofort ersichtlich sein. Wenn nicht, ist der Leser schneller weg als wir bis drei zählen können.

Leichte Sprache im Detail

Im Prinzip gibt es sieben Regeln, die ihr für gut lesbare Texte beherzigen solltet:

  • Schreibt kurze, klar strukturierte Sätze und vermeidet Schachtelsätze.
  • Packt wichtige Informationen nach vorne in den Hauptsatz und Nebensachen in Nebensätze
  • Adjektive, Partizipal- und Adverbialsätze nur verwenden, wenn sie zusätzliche Informationen liefern
  • Im Aktiv formulieren, Passivsätze vermeiden
  • Verwendet Verben statt Nominalstil, das macht die Sprache lebendiger
  • Vermeidet Füllwörter wie „so“, „nur“, „einfach“, „auch“ usw.
  • Formuliert positiv und nicht negativ

Mit diesen Regeln sollte es euch möglich sein, gute Texte zu schreiben, die jeder versteht. Seid ihr euch unsicher, gebt den Text einem Kollegen oder jemandem, der vorher noch nichts mit dem Thema am Hut hatte. Versteht er oder sie, was ihr sagen wollt, seid ihr auf einem guten Weg.

Verständlichkeit von Sprache messen

Im Internet gibt es zahlreiche Tools, die für euch messen, ob der Text verständlich geschrieben ist. Sie basieren auf verschiedenen Algorithmen wie zum Beispiel dem Flesh-Index, dem LIX-Lesbarkeitsindex oder LESIX, das steht für Lesbarkeitsindex. Ab und an nutze ich solche Tools, um meine Texte zu optimieren.

Ganz gut finde ich textanalyse-tool.de. Ihr müsst einfach euren Text dort reinkopieren und bekommt sofort zahlreiche Verbesserungsvorschläge. Zum Beispiel, ob ihr zu lange Sätze geschrieben habt, wo ihr zu viele Füllwörter genutzt oder Passivsätze geschrieben habt. Und außerdem noch einen Wert für die Lesbarkeit – das geht von Schülersprache bis sehr anspruchsvoll. Dieser Beitrag wird zum Beispiel unter „leicht verständlich“ eingestuft, was in etwa Haupt- und Realschul-Niveau entspricht.

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