Lange Zeit glaubte ich noch an das Gute in Google. Seit dem letzten Google-Update habe ich jedoch den Glauben verloren. Als „Helpful Content Update“ deklariert, ging es in meinen Augen nur darum, die Schere zwischen Reich und Arm noch weiter zu öffnen. Heißt: Seiten mit großer Brand und großem Werbebudget profitierten von dem Update, während kleine Publisher teils heftige Verluste von 90 Prozent ihrer Sichtbarkeit erlitten.
Darum geht es beim Google Helpful Content Update
Das „Helpful Content Update“ von Google hat das Ziel, qualitativ hochwertige Inhalte zu fördern, die den Nutzern eine zufriedenstellende Erfahrung bieten. Google selbst beschreibt diesen Ansatz mit den Worten: “The helpful content system aims to better reward content where visitors feel they’ve had a satisfying experience, while content that doesn’t meet a visitor’s expectations won’t perform as well.” (Quelle: Google Search Central).
Dies unterstreicht die Intention von Google, Webseiten in den Fokus zu nehmen, die hauptsächlich aus SEO-Motiven erstellt wurden. Das Update richtet sein Augenmerk besonders auf Seiten, die lediglich zum Zweck des Rankings für bestimmte Keywords erstellt wurden, ohne authentische Expertise oder neuen Informationswert zum Thema zu bieten, und die im Wesentlichen nur existierende Inhalte neu formulieren.
So weit, so einleuchtend
Generell wollen wir alle natürlich, dass Google die besten Ergebnisse für eine Suchanfrage ausspielt. Doch warum können kleine Publisher nicht dieses Ergebnis liefern? Warum können das große Brands besser? Diese Fragen stelle ich mir seit einigen Wochen, quasi seit eine wichtige Seite von mir (bauredakteur.de) komplett abgeschmiert ist in Sachen Sichtbarkeit.
Google glaubt scheinbar, dass mir die Expertise fehlt, über Bauen, Einrichten, Wohnen oder Gartengestaltung zu schreiben. Dabei mache ich das bereits seit 20 Jahren. Wenn man mein Bauingenieur-Studium hinzuzählt, sind es noch einige Jahre mehr, in denen ich mich mit dem Bauen beschäftige.
Einst hat OBI ein von mir erstelltes Baulexikon auf seiner Website eingebunden, heute gilt OBI als einer der Experten für alles rund um dieses Thema. Dabei kaufen die in der Regel noch heute ihren Content ein oder lassen ihn von Redakteuren schreiben, die keine Experten auf dem Gebiet sind. In der Regel stehen bei den Inhalten auch keine Autoren dabei, es lässt sich gar nicht nachvollziehen, ob das alles so in Ordnung ist. Google vertraut jedoch blind darauf.
Texte von mir auf anderen Seiten haben nicht verloren
Aktuell schreibe ich hauptberuflich für ingenieur.de, davor textete ich 10 Jahre lang für reuter.de, einem großen Bad-Onlineshop. Auf beiden Seiten haben meine Inhalte durch das Helpful Content Update nicht verloren – es ist in meinen Augen daher klar ersichtlich, dass Google hier mit zweierlei Maß misst. Bin ich nun Experte oder bin ich keiner?
Manche SEO-Menschen meinen, noch andere Gründe für eine Abstrafung gefunden zu haben. So glauben sie zum Beispiel, dass zu viel Werbung daran schuld sein könnte. Das mag auf der einen oder anderen Seite stimmen, doch irgendwie müssen die kleinen Publisher-Seiten ihren Content monetarisieren.
Anders als ein Onlineshop kann solch eine Seite nur auf diese Weise Geld verdienen. Und es ist auch nicht so, dass Onlineshops keine Seiten nur zum Zwecke des Rankings erstellen, wie Google bemängelt. Dort passiert das sogar noch viel extremer, ich habe das schließlich 10 Jahre lang gemacht. Aber von Abstrafung keine Spur – das wird von Google einfach durchgewunken. Okay – mein ehemaliger Arbeitgeber schaltet monatlich Werbeanzeigen im Wert eines Einfamilienhauses – da darf man nicht so hart vorgehen.
Der Frust sitzt tief
Ihr werdet es wahrscheinlich bemerkt haben, der Frust sitzt tief wegen der seltsamen Praktiken von Google. Es ist wirklich für mich nicht zu verstehen, dass der Suchmaschinenriese seine Monopolstellung dermaßen ausnutzt, um eine riesige Anzahl von Websites quasi aus dem Index zu werfen oder zumindest auf Platzierungen verbannt, wo kein Traffic mehr zu erwarten ist. Und das alles unter dem Deckmantel „Helpful Content“. Ein Witz ist das. Zum ersten Mal bin ich auch etwas ratlos, was ich dagegen unternehmen kann. Bislang habe ich es immer wieder geschafft, mich aufzurappeln. Dieses Update lässt mich hingegen sprachlos zurück.