Aus Mangel an Bildern habe ich insbesondere früher auch schon Mal auf Pressebilder zurückgegriffen. Es gibt speziell für Einrichten, Bauen und Wohnen extra Presseportale auf denen Firmen der Branche ihre Waren und Dienstleistungen vorstellen. Da finde ich für meine Seite bauredakteur.de eigentlich immer etwas. Die Nutzung der Bilder ist bei Namensnennung kostenlos. Warum wir trotzdem höllisch aufpassen sollten, möchte ich hier kurz erläutern.

Mit dem Schreiben eines Anwalts fängt es an

Ich betreibe die Seite bauredakteur.de bereits seit rund 10 Jahren. Am Anfang stand der Spaß am Schreiben im Vordergrund – ich habe damit also noch kein Geld verdient. Mit der der Zunahme der Besucher und Anfragen, ging es fast schon nicht mehr als Hobby durch, ich schaltete also Werbung. Damit verdiene ich mittlerweile ein schönes Taschengeld im niedrigen vierstelligen Bereich pro Monat. Also ganz nett, aber ohne meinen Hauptjob geht es dennoch nicht.

Zurück zu den Pressebildern und dem Urheberrecht. Da bin ich ganz aktuell in die Fänge eines bekannten Abmahnanwalts geraten. Ihr kennt diese Aasgeier sicherlich vom Hörensagen oder habt selbst schon einmal damit zu tun gehabt. Es ist wirklich unschön. Ich soll etwa 1.400 Euro für ein Bild zahlen, das ich unrechtmäßig nutzen würde.

Konkret geht es um das Bild eines Teppichherstellers, der Teppiche in Lizenz für eine große Wohnzeitschrift produziert. Diese gehört wiederum zum Portfolio eines der größten Medienhäuser der Republik. Der Hersteller hatte 2014 eine Pressemitteilung mit diesem Foto veröffentlicht. Ich habe ein Foto aus dieser Mitteilung genutzt – im Glauben, dass dies kostenlos sei. Stand schließlich so dabei.

Aber warum kommt jetzt der Anwalt daher und will 1.400 Euro von mir? Okay, eine kleine Dummheit habe ich begangen. Ich hatte den Urheber nicht direkt im oder am Bild genannt, sondern am Ende des Artikels. Das ist wohl so nicht ganz in Ordnung, Meine eigene Dummheit und eigentlich mache ich das auch seit Jahren nicht mehr so. War einfach bisher zu faul, dies bei älteren Artikeln zu ändern.

Wieso gehört das Pressefoto plötzlich einer Bildagentur?

Der Anwalt arbeitet im Auftrag einer Hamburger Bildagentur, so steht es im Schreiben. Mit Vollmacht und allem, was dazugehört. Warum Bildagentur, frage ich mich, das Bild ist doch vom Teppichhersteller. Also frage ich erst einmal dort an. Die bestätigen mir, dass sie das Bild früher für PR-Zwecke genutzt haben. Es ist in Zusammenarbeit mit dem genannten Medienhaus entstanden. Aber weder der Hersteller noch die Wohnzeitschrift haben den Anwalt beauftragt, gegen mich vorzugehen.

Das lässt mich natürlich erst einmal Licht am Ende des Tunnels erkennen. Ich gebe diese Info so an den Anwalt weiter. Der antwortet mir sogar recht zeitnah. Er meint, die Rechte seien mittlerweile an die Bildagentur übergegangen. Aber er werde prüfen, ob meine Angaben stimmen. Ob ich denn noch die Pressemitteilung von damals habe? Bis dahin ruht das Verfahren.

Okay, denke ich mir. Das finde ich schon etwas seltsam. Da hat es das vielleicht größte Zeitschriftenhaus Deutschlands wirklich nötig, Bilder an eine Bildagentur zu verkaufen? Und dann noch an eine Agentur, die sofort einen Anwalt losschickt, alle die zu verklagen, die die Bilder nutzen? Es ist schon krass, wie das heutzutage abläuft.

Hilft mir meine Versicherung weiter?

Nachdem die Zahlungsaufforderung nun einmal da ist, frage ich bei meiner Mediahaftpflichtversicherung nach, wie ich weiter vorgehen soll. Eigentlich war ich davon ausgegangen, dass die Versicherung die Kosten zumindest teilweise übernimmt. Den Anwalt zum Beispiel oder die Kosten für die Urheberrechtsverletzung.

Doch diese Hoffnung konnte ich schnell begraben. Der Versicherungsmensch erläuterte mir, dass ich kein Geld zu erwarten brauche. Ich hätte den Schaden 2014 verursacht, meine Versicherung aber erst 2019 abgeschlossen. Wie ich denn überhaupt auf die Idee komme, dass ich für 500 Euro im Jahr so etwas erwarten dürfe.

Okay. Das steht irgendwo im Kleingedruckten. Ich bin aber keiner, der mir das bis ins letzte Detail durchliest. Jetzt tausche ich erst einmal alle älteren Bilder aus, damit meine Versicherung wenigstens beim nächsten Fall greift. Wobei ich natürlich hoffe, dass dies ein Einzelfall bleibt.

Selbst ist der Mann

Nachdem mir meine Versicherung nicht helfen kann und mag, mache ich erst einmal ohne Anwalt und fremde Hilfe weiter. Wie vom Abmahnanwalt gefordert, suche ich nach der Pressemitteilung von 2014. Auf dem Presseportal wurde sie leider entfernt, immerhin finde ich im Netz ein paar Fragmente, so dass ich weiß, dass es sie wirklich gegeben hat. Zwischendurch hatte ich so meine Zweifel.

Auf archive.org wurde ich nämlich ebenfalls nicht fündig. Wer das Portal nicht kennt – dort werden unendlich viele Websites gespeichert. Man kann also sehen, wie sie früher aussahen. Leider speichern sie dort nicht jede einzelne Seite, sondern oft nur die Startseite und ein paar Unterseiten.

Ich frage also direkt beim Presseportal an, ob sie noch die Pressemitteilung aus 2014 in irgendeinem Archiv aufbewahren. Es hat einige Tage gedauert, doch dann habe ich eine Mail mit der PDF der Pressemitteilung erhalten. Sie würden es sehr bedauern, dass ich durch eine ihrer Pressemitteilungen in Schwierigkeiten geraten sei und sie hoffen, dass sie mir damit helfen können.

Mit der Pressemitteilung zurück zum Anwalt

Die PDF schicke ich gleich dem Anwalt. Mal schauen, was er dazu sagt und wie es in meinem Fall weitergeht. Vielleicht komme ich noch mit einem blauen Auge davon. Ich schicke die Mail am Donnerstag, aber es tut sich erst einmal nichts. Wahrscheinlich braucht der Anwalt freitags nicht mehr arbeiten, weil er bereits genügend Abmahnungen diese Woche verschickt hat.

Am Montag dann eine Mail vom Anwalt mit einer Nachricht, die ich kaum für möglich gehalten habe: Er zieht tatsächlich seine Forderungen zurück, angeblich weil sich die Rechteverhältnisse nicht mehr eindeutig zuordnen lassen. Für mich sind sie eigentlich klar, aber das ist mir erst einmal egal.

Ich habe es tatsächlich geschafft, dem Teufel von der Schippe zu springen. Eines ist aber klar, ich werde künftig noch genauer hinschauen, welche Bilder ich nutze. Das solltet ihr ebenfalls beherzigen, denn man weiß nie, welche Wege Fremdbilder im Laufe ihres Lebens gehen und ruckzuck habt ihr eine Klage am Hals.

Es gibt da draußen im Netz leider zu viele, die sich nur an der Dummheit und Unwissenheit der Leute bereichern. Mir wäre es ja ziemlich peinlich, wenn ich jahrelange Jura studiert und sogar den Abschluss samt Doktortitel geschafft hätte, dann solche Dinge abzuziehen. Aber es ist eben schnell verdientes Geld. Für manche ist das volle Bankkonto Befriedigung genug.