Als wir vorigen Sommer vor Hitze kaum einen klaren Gedanken fassen konnten, brachte Google eine neue Quality Rater Guidelines heraus. Über 160 Seiten umfasst das in englischer Sprache verfasste Werk. Das Unternehmen hat aber vielen Worten auch Taten folgen lassen.

Das fing voriges Jahr mit den sogenannten Medic-Updates an und hatte am 12. März 2019 einen vorläufigen Höhepunkt in einem umfangreichen Core-Update. Es war so umfangreich, dass Google selbst sich bemüßigt sah, es zu kommunizieren. Was sonst gar nicht ihre Art ist.

Lange Rede, kurzer Sinn: Google hat seine Anforderungen an die Qualität einer Website geändert. Das führte bei manchen zu Freudensprünge, andere überlegen ihren Job an den Nagel zu hängen bzw. ihre Websites in die Tonne zu klopfen.

Warum kam es zu so heftigen Gewinnen und Verluste?

Werfen wir keinen Blick in die Glaskugel, sondern schauen uns die neuen Qualitätskriterien von Google einmal genauer an. Bereits in der Inhaltsangabe fallen drei Buchstaben besonders ins Auge: E-A-T. Diese stehen für:

E – Expertise

A – Authoritativeness

T – Trustworthiness

Kompetenz, Maßgeblichkeit und Vertrauenswürdigkeit fordert Google für Websites ein. Wir als Content-Schaffende können da natürlich großen Einfluss nehmen. In positiver wie in negativer Hinsicht. Auf jeden Fall scheinen lieblos und ohne Sachverstand hingeklatschte Texte der Vergangenheit anzugehören.

Wer diesen Anforderungen in den Augen von Google nicht gerecht wird, zählt schnell einmal zu den Verlierern. Ihr müsst daher alles tun, um euch als Experte für euren Bereich zu positionieren. Ihr müsst außerdem zeigen, dass ihr vertrauenswürdig seid und dass eure Seite dem User weiterhilft – sie also in irgendeiner Weise maßgeblich ist.

Wieso ist die Quality Rater Guideline für alle interessant?

Aufmerksame Leser werden sich vielleicht überlegt haben, warum eine Quality Rater Guideline von Google für alle interessant sein soll. Schließlich geht es hier doch um eine Richtlinie für Google-Mitarbeiter.

Das ist zunächst einmal natürlich richtig. Aber es ist doch sehr interessant zu lesen, wie die Qualität einer Website Google-intern bewertet wird. Es ist nämlich sehr wahrscheinlich, dass vieles, was die Quality Rater auf unseren Websites finden, auf irgendeine Weise in den Algorithmus einfließt. Und dieser berechnet schließlich die Rankings.

Zur Info für alle, die sich nicht so mit dem Google-Universum auskennen: Das Unternehmen besteht nicht nur aus großen Rechnern, die die Rankings berechnen, sondern es gibt dort auch echte Menschen. Einige davon schauen sich den ganzen Tag Websites an und bewerten diese.

Verstoßen Websites gegen die Richtlinien, können diese manuell abgestraft werden. Künstlicher Linkaufbau oder schlechte Inhalte sind zwei Möglichkeiten, bei Google negativ aufzufallen. In der Search Console findet ihr dann einen entsprechenden Hinweis. Wenn ihr die Probleme beseitigt, bekommt ihr vielleicht eure alten Rankings wieder zurück.

Wie misst Google E-A-T?

Was E-A-T ist, habe ich bereits geschrieben. Doch was bedeutet es, dass eine Website kompetent, maßgeblich und vertrauenswürdig sein soll? Wie misst Google das und welchen Einfluss hat das auf die Rankings? Ich versuche, die Fragen zu beantworten. Doch das ist nicht ganz so einfach, denn so tief lässt sich Google dann doch nicht in die Karten schauen. Wie alle anderen SEO kann ich da nur spekulieren und auf Erfahrungswerte bauen.

Schlechte Seite – gute Seite?

Die Qualitätsbewerter von Google bekommen eine Skala zur Hand, anhand derer sie eine Website beurteilen sollen. Das ist wie früher in der Schule. Nur anstatt Noten bekommt ihr eine Einstufung zwischen „Lowest“ und „Highest“. Ihr solltet mit eurer Seite möglichst nach rechts auf der Skala kommen – also eine High Quality Page haben, damit ihr mit guten Rankings belohnt werdet.

Neben E-A-T haben noch folgende Kriterien Einfluss auf die Qualität der Website:

  • Zweck der Seite
  • Qualität und Menge der Inhalte
  • Wer ist verantwortlich für die Inhalte?
  • Reputation der Seite bzw. des für die Inhalte Verantwortlichen

Über den Zweck im Klaren sein

Wenn der Zweck der Seite nicht ersichtlich ist, sind die Google Mitarbeiter dazu angehalten, diese mit „Lowest Quality“ zu bewerten. Das gilt aber auch für Seiten, die gezielt Falschinformationen verbreiten, Hass verbreiten oder etwas Böses tun.

Ich hoffe, ihr gehört nicht zu denen. Aber über den Zweck eurer Seite solltet ihr euch trotzdem Gedanken machen. Wenn selbst ihr es nicht wisst, wie soll Google das dann beurteilen? Also schaut, dass Ihr euch bestenfalls eines Themas annehmt und nicht zu viele Bereiche durcheinandermischt.

Ich hatte zum Beispiel anfangs Rezepte und Bauinformationen zusammen auf einer meiner Websites. Diese beiden Themen liegen aber ziemlich weit auseinander, heute gibt es mit bauredakteur.de und flott-kochen.de zwei separate Websites.

Insbesondere meiner Bauseite hat das gutgetan. Meine Rezepteseite ist hingegen fast nur ein Nachschlagewerk für mich. Mir fehlt allerdings auch die Zeit, mich intensiver darum zu kümmern. Wenn ich mich in diversen Kochgruppen auf Facebook und Co. rumtreiben würde, wäre das sicherlich hilfreich.

Problematisch kann es auch sein, wenn ihr eigentlich einen Online-Shop betreibt, aber euer Blog so gut ist, dass ihr über diesen mehr und mehr Besucher erhaltet. Es besteht durchaus die Gefahr, dass die Shopseiten darunter leiden. Das will wahrscheinlich keiner, denn das Geld verdient der Shop.

Was bedeutet Kompetenz, Maßgeblichkeit und Vertrauenswürdigkeit jetzt genau?

Damit euch Google abnimmt, dass ihr auf einem Gebiet Experte seid, braucht es eine gewisse Reputation. Das kann die Reputation einer Einzelperson sein oder auch die Reputation einer Firma.

Arbeitet ihr bei einem großen Unternehmen, ist es also nicht notwendig, dass ihr zu jedem Inhalt dazuschreibt, wer ihn erstellt hat. Google ist klar, dass am Erstellen des Contents ganz viele Personen beteiligt sind.

Anders sieht es aus, wenn ihr zum Beispiel plant, eine Seite mit medizinischen Inhalten zu erstellen. Da kann es hilfreich sein, wenn ihr ausgebildeter Arzt seid und euren Namen zu den verschiedenen Beiträgen schreibt.

Es gibt aber auch Seiten wie die der Apothekenumschau oder das Deutsche Ärzteblatt, die in den Augen von Google genügend Expertise besitzen und auch ohne Namen von Personen Inhalte erstellen können, die als „High Quality“ eingestuft werden.

Gleiches gilt natürlich auch für andere Branchen. Wenn ihr genügend Reputation für euer Fachgebiet nachweisen könnt, habt ihr es wesentlich einfacher, bei Google Beachtung zu bekommen. Ganz einfach, weil euch die Suchmaschine vertraut und glaubt, dass alles korrekt ist, was ihr schreibt.

Von Experten und einfachen Leuten

Einen mehr oder weniger lustigen Absatz aus der Quality Rater Guideline möchte ich noch erwähnen. So empfiehlt es Google seinen Mitarbeitern, Seiten nicht zu bestrafen, auf denen Leute Tipps geben, die auf Lebenserfahrung fußen. Google nennt sie „ordinary people“.

Sie sind zwar keine Experten auf einem Gebiet, werden aber trotzdem toleriert. In wieweit ihr damit Rankings erzielen könnt, steht allerdings auf einem anderen Blatt.

Wenn ihr zum Beispiel regelmäßig Laminat bei euch und euren Freunden verlegt, es aber nicht gelernt habt, seid ihr in den Augen von Google einer mit Lebenserfahrung, aber noch lange kein Expert. Nur ein einfacher Mensch.

Okay, im nächsten Absatz weichen sie das etwas auf. Da schreibt Google dann, dass Menschen durchaus zu Experten werden können, wenn sie sich in einem Forum über spezielle Krankheiten austauschen. Meine Erfahrung ist, dass nirgends so viel Blödsinn geschrieben wird wie in Fachforen oder Fachgruppen, in denen die meisten sowieso anonym unterwegs sind.

Bei diesen Seiten schaut Google ganz genau hin

Neben E-A-T gibt es eine weitere Buchstabenkombination, die bei der Qualitätsbewertung einer Seite für Google eine wichtige Rolle spielt: YMYL

Die Buchstaben stehen für „Your Money Your Life“ und bezeichnet Seiten, deren Inhalte sich mit Wohlbefinden und der Lebensqualität von uns Menschen beschäftigen. Wer hier nicht als absoluter Experte auftritt – und sozusagen Quatsch erzählt – hat es bei Google schwierig.

Der Grund: Wer die (falschen) Ratschläge von diesen Websites beherzigt oder dort etwas kauft, dem geht es ans Portemonnaie oder es besteht Gefahr für Wohlbefinden und Lebensqualität. Konkret meint Google diese Seiten (sie werden in der Guideline explizit aufgeführt):

  • Onlineshops und Seiten, auf denen finanzielle Transaktionen möglich sind
  • Seiten, die über Finanzen schreiben (Investionen, Steuern, Rentenplanung usw.)
  • Seiten, die medizinisch beraten (Gesundheit, Psyche, Ernährung, Medikamente usw.)
  • Seiten, die über rechtlich beraten (Scheidung, Familienbeihilfe usw.)
  • Seiten, die über für uns Bürger wichtige Dinge berichten (Katastrophenschutz, soziale Dienste usw.)

Wenn ihr in einem dieser Bereiche unterwegs seid, müsst ihr Google beweisen, dass ihr Experte auf diesem Gebiet seid. Bestenfalls seid ihr Arzt, Apotheker oder Heilpraktiker, wenn ihr über medizinische Dinge schreibt. Oder ihr seid Automechaniker, wenn ihr über die Reparatur von Autos schreibt.

Was macht eine High Quality Seite aus?

Ich habe jetzt viel über High und Low Quality, über Vertrauenswürdigkeit und Expertise geschrieben. Nun wollt ihr sicherlich wissen, was ihr dafür tun müsst, damit eure Inhalte von Google gut bewertet werden.

  • Eine gute Nachricht vorweg: qualitativ hochwertige Seiten gibt es für nahezu alle Zwecke: Ganz gleich, ob ihr einen Onlineshop betreibt, die Leute mit eurer Website zum Lachen bringt oder über nützliche Dinge schreibt.
  • Jetzt eine etwas weniger gute Nachricht: Ohne ein hohes Maß an Kompetenz, Maßgeblichkeit und Vertrauenswürdigkeit geht es nicht. Womit wir wieder beim Thema E-A-T wären.
  • Wenn ihr einen kleinen Blog betreibt, müsst ihr euch daher erst einmal einen Namen machen und Vertrauen gewinnen. Bei Google und bei all den Lesern und Leserinnen da draußen im Netz.
  • Das gelingt am besten, indem ihr qualitativ hochwertige Inhalte erstellt. Dazu gehört auch ein beschreibender und hilfreicher Titel.
  • Wichtig ist auch, dass klar ist, wer für die Website verantwortlich ist. Das gilt insbesondere für Onlineshops und Seiten, auf denen Finanztransaktionen möglich sind. Eine zufriedenstellende Kundendienstinformation ist hier zwingend erforderlich.
  • Google erwartet bei einem qualitativ hochwertigen Inhalt außerdem, dass die Website einen positiven Ruf besitzt. Das gilt auch für den Verfasser der Inhalte, sofern er sich von der Website unterscheidet.

Was sind die Lehren?

Wer sich nicht täglich mit SEO beschäftigt, ist oft ziemlich ratlos, wie er auf die verschiedenen Google-Updates reagieren soll. Plötzlich brechen Traffic und Einnahmen weg.

Am einfachsten ist es natürlich, sich nicht von Google alleine abhängig zu machen, sondern noch zusätzliche Trafficquellen zu erschließen. Das können zum Beispiel die verschiedenen Social-Media-Kanäle sein. Grundsätzlich solltet ihr diese drei Dinge beachten

  • Brand & Trust aufbauen
  • Quality Raters Guidelines beachten
  • Auf Nutzerintention optimieren