Nur wer laut trommelt wird wahrgenommen. Das ist in allen Branchen gleich. Und so ist es nicht verwunderlich, dass einem an jeder Ecke irgendwelche fetten Artikel mit den neuesten SEO-Tricks und Tipps 2018 über den Weg laufen. Ich lese mir das immer brav durch und denke mir zum Schluss – was ist da jetzt wirklich neu? Habe ich das nicht immer schon so gemacht? Oder – warum solch ein Risiko eingehen?
Ok, SEOs machen es den Nicht-Suchmaschinenoptimierern mitunter recht schwer ihnen zu folgen. Zu häufig ändern sie ihre Strategien, zu unterschiedlich sind die Aussagen. Das liegt vor allem daran, dass das ganze Ranking-System von Google größtenteils auf Vermutungen basiert. Keiner von uns kennt den heiligen Gral für Nummer 1-Rankings. Außerdem tummeln sich im Web zu viele von den selbsternannten SEOs, die es mit fragwürdigen Methoden schon mal geschafft haben, mit einem umkämpften Keyword auf die vorderen Suchergebnisse zu kommen.
So ist die Verunsicherung groß. Viele haben Angst, die neuesten Trends in Sachen SEO zu verpassen und von den anderen abgehängt zu werden? Doch mal ehrlich, ist es wirklich erstrebenswert, ständig auf einem Drahtseil zu tanzen und Gefahr zu laufen, runter zu fallen?
Denn nichts anderes als ein Drahtseilakt ist es, wenn man meint, immer einen Schritt weiter als Google sein zu müssen. Ist es nicht viel besser, seine Website auf ein zukunftssicheres Fundament zu stellen, das allen Optimierungsbemühungen des Suchmaschinenriesens widersteht? Beim Hausbau kommt doch auch keiner auf die Idee, erst das Dach und dann den Keller zu errichten.
Ich habe mal geschaut, was die Leute 2018 in Sachen SEO bewegt und wie man damit umgehen sollte:
Keywords – wie häufig verwenden?
Wer kennt sie nicht – die berühmte Keyworddichte. Ein Relikt aus der guten alten SEO-Zeit und irgendwie nicht aus den Köpfen zu verbannen. Hauptsache das gewünschte Keyword tauchte häufig genug im Text auf, der Inhalt war egal.
Das ist längst vorbei. Google wird zunehmend schlauer, so dass es heute relativ egal ist, wie häufig das Schlüsselwort im Beitrag vorkommt und wie es mit der Verteilung aussieht. Das drumherum ist wichtig.
Konzentriert euch auf die Inhalte und schaut, dass sie gut zu lesen sind. Dazu gehört auch, dass ihr Wort-Wiederholungen vermeidet und wenn es geht mit Synonymen arbeitet. Auf BlaBla-Texte hat keiner Bock –weder eure Leser noch Google. Und wenn ihr nicht mehr zu einem Thema zu sagen habt, dann ist es eben so. Krampfhaft aufgeblähte Texte möchte keiner lesen.
Wenn eine Wortwiederholung nötig ist – zum Beispiel bei einer Aufzählung oder in einer Tabelle – reißt euch Google den Kopf nicht ab. Es muss einfach nur natürlich aussehen. Macht euch deshalb keine Gedanken, wenn bei eurem SEO-Tool daraufhin die rote Lampe angeht.
Gleichwohl sind Keywords nach wie vor sehr wichtig, um dem Beitrag eine Richtung zu geben. Packt das Wichtigste daher unbedingt in den Title und die H1. Auch in der Description sollte es nicht fehlen.
Auf Long-Tail optimieren – ja oder nein?
Wenn ihr eure Texte hollistisch – also ganzheitlich angeht, bekommt ihr automatisch jede Menge Longtail-Suchergebnisse. Selbst, wenn ihr den Beitrag nicht speziell auf Longtail optimiert. Viele haben hier ein falsches Verständnis, was Longtail überhaupt bedeutet:
- Shorttail: Generelle Suchintentionen
- Midtail: Konkrete Suchintentionen
- Longtail: Spezifische Suchintention
Zum Beispiel:
- Shorttail: Badewanne
- Midtail: Badewanne für zwei
- Longtail: Freistehende Badewanne für zwei Personen
Wenn ihr Longtail für „freistehende Badewanne für zwei Personen“ ranken wollt, müsst ihr darüber schreiben. Es ist dabei nicht wichtig, dass genau dieser Suchphrase wortwörtlich im Dokument vorkommt. Aber wenn ihr nicht speziell auf das Thema eingeht, wird da auch nichts in Sachen Rankings passieren.
Backlinks – wenn ja, wie viele?
Eines gleich vorweg – Backlinks können nach wie vor eine Seite schnell nach oben bringen. Es geht aber auch schnell in die andere Richtung, wenn Google verdächtige Links auf der Seite entdeckt. Wer etwas Geduld mitbringt, kommt meist ohne künstlich aufgebaute Links auf. Aber natürlich nur, wenn der User auf der Website etwas vorfindet, was ihm gefällt und weiter bringt. Ist der Content megatoll, wird er häufig von alleine verlinkt. Das sind genau die Backlinks, die Google mag und die Seite nachhaltig nach vorne bringen.
Nicht nachhaltig sind alle Backlinks, die gekauft werden oder so einfach zu setzen sind, dass sie jeder bekommt. Zum Beispiel in Artikelverzeichnissen oder Foren. Solche Links sollten vom Seitenbetreiber sowieso auf „nofollow“ gesetzt werden. Aus SEO-Sicht solltet ihr auf solche Backlinks verzichten. Gleichwohl machen sie manchmal trotzdem Sinn. Zum Beispiel, wenn sie zuverlässigen Traffic bringen.
Ein zu viel an Backlinks kann es eigentlich nicht geben. Es mag zwar auffällig sein, wenn innerhalb weniger Tage mehrere hundert neue Links auf deine Seite zeigen. Manchmal lassen sie sich aber durchaus erklären. Vielleicht hast Du eine superduper Infografik erstellt oder machst ein tolles Gewinnspiel. Da kann es durchaus passieren, dass alle plötzlich deine Seite toll finden. Aber Vorsicht: Google erkennt durchaus, woher die Links kommen. Also weg von günstigen Russenlinks auf ebay.
Und immer daran denken: Google wird mit jedem Tag schlauer. Über das Disavow-Tool sammelt die Suchmaschine ständig neue Links, die abgewertet werden sollen. Glaubt ihr nicht, dass Google da ganz genau hinschaut und weiß, welche Websites Links verkaufen? Und Ihr wollt mit auf den Zug aufspringen und lasst euch von irgendwem erzählen, dass die gekauften Backlinks totsicher sind? Selber schuld. Genau die gleichen Agenturen verlangen hinterher noch einmal Geld fürs Abbauen der schlechten Links. Alles schon erlebt.
Interne Verlinkung – wie geht sie richtig?
Viele haben Angst, interne Links zu setzen, weil zu viele davon angeblich schaden. Blödsinn – schadet es Wikipedia, dass dort jede Menge interne Links gesetzt werden? Nein. Und das auch noch mit harten Ankertexten – wenn zur Seite über Badewannen verlinkt werden soll, dann steht im Linktext auch Badewanne. Und nicht etwa „hier klicken“ oder ähnliches, wie es bei externen Backlinks angeraten wird.
Wo es Sinn ergibt, spricht daher nichts gegen interne Links. Sie helfen Google dabei, die Struktur einer Website zu verstehen und zu erkennen, welche Seiten euch wichtig sind und welche nicht. Stellt euch ein Spinnennetz vor, das sorgfältig aus einzelnen Fäden verknüpft ist. Die einzelnen Fäden sind schwach, doch zusammen lassen sich mit ihnen fette Fliegen fangen.
Aber übertreibt es nicht. Wenn der Leser vor lauter Fäden das Netz nicht mehr sieht, läuft irgendetwas verkehrt. Verlinkt die Seiten untereinander, die thematisch passen und gut ist. Nicht mit aller Gewalt einen Link einbauen, den keiner braucht. Wenn darauf keiner klickt, ist es ein schlechter Link.
Wie viele Seiten sind gut?
Vor einigen Tagen hat in einem Forum jemand die Frage gestellt, wie viele Seiten für ein gutes Ranking optimal sind. Sie hat irgendwie gehört, dass es nicht zu viele ähnliche Beiträge geben darf, weil sie sich gegenseitig kannibalisieren. Das ist auf der einen Seite zwar richtig, auf der anderen aber auch wiederum falsch.
Ein Thema sollte stets aus den verschiedensten Blickwinkeln betrachtet werden. Ist es so viel, dass es eine einzelne Seite sprengt, kein Problem. Macht zwei, drei oder vier Seiten daraus und verlinkt sie untereinander. Das funktioniert.
Das widerspricht zwar etwas dem Holistik-Ansatz, der derzeit von den SEOs gepredigt wird, doch meine Erfahrung hat gezeigt, dass mehrere kleinere Artikel zum gleichen Thema manchmal bessere Rankingchancen haben als ein ewig langer.
Letztlich ist alles eine Abwägungssache, da gibt es keine allgemeingültige Regel. Macht es einfach so, wie ihr es für richtig haltet. Wichtig ist, dass die Inhalte einzigartig sind. Das werden eure Leser honorieren. Und Google ebenfalls.
Fazit
Was ich hier aufgelistet habe, sind alles keine tollen Tipps und Trends, mit denen ihr Google überlisten könnt. Es sind reine Basics, bei denen ihr sicher sein könnt, dass sie euch nicht irgendwann auf die Füße fallen. Sie funktionieren im Jahr 2018 und im Jahr 2019 ebenfalls. Sie haben auch vor zehn Jahren funktioniert, doch damals gab es andere Methoden, die mit geringerem Aufwand ebenfalls erfolgreich waren. Aber eben nur bis zum nächsten Google-Update.