Nicht jeder, der brillant schreiben kann, findet automatisch seine Texte auf vorderen Plätzen bei Google. Auch wenn manch Online-Marketing- oder SEO-Guru meint: „Schreibe geile Inhalte, alles andere kommt von alleine“. So einfach ist es jedoch nicht. Selbst wenn die Texte im Printbereich wunderbar angenommen werden, sind keine Top-Rankings garantiert. Das hat mehrere Gründe:

1. Der Title (die Überschrift) hat nichts mit dem Thema zu tun

Der Title eines Beitrags ist in meinen Augen der wichtigste Rankingfaktor. Der Title ist das, was in den Suchmaschinenergebnissen in der Regel angezeigt wird. Er kann mit der Überschrift des Artikels (der H1-Überschrift) übereinstimmen, muss aber nicht. Wenn ich für einen Begriff in den Suchmaschinen unbedingt nach oben will, sollte ich ihn unbedingt in den Title reinpacken. Eine Überschrift soll allerdings auch neugierig machen, dass kollidiert dann manchmal mit dem, was für die Suchmaschinenoptimierung notwendig ist. Printredakteure tun sich daher manchmal schwer, ihre „genialen Überschriften“ fürs Internet umzuändern.

Wer etwas verkaufen will, sollte sowieso sofort mit dem Title zum Punkt kommen. Einen potenziellen Käufer interessiert es nicht, ob die Überschrift besonders kreativ ist. Und Google auch nicht. Ein Beispiel aus meiner Praxis: Wir kamen jahrelang nicht für den Begriff „Spiegelschrank“ auf die erste Seite von Google. Erst als ich „Spiegelschränke fürs Bad“ in den Title geschrieben habe, hat es geklappt. Für Google gehören scheinbar „Spiegelschrank“ und „Bad“ fest zusammen.

2. Der Text ist nicht auf ein bestimmtes Thema fokussiert

Einem Menschen fällt es bereits schwer zu folgen, wenn ein Artikel thematisch immer hin und her springt. Eine Maschine – und nichts anderes ist der Google-Algorithmus – kann dann gar nicht mehr folgen. Wenn Google nicht weiß, um was es in dem Beitrag geht, wird es schwierig gute Rankings zu erhalten. Der Suchmaschinenriese wird zwar immer besser, ein Thema zu erfassen. Doch allzu wild sollte man es in seinen Beiträgen nicht treiben.

Ich kenne einige Redakteure, die zwar klasse schreiben können, aber die es nicht schaffen, ein Thema so aufzubereiten, dass es die Suchmaschine versteht. Das mag weniger schmerzen, wenn man gut vernetzt ist und seine Onlineartikel auf anderen Wegen an den Mann bzw. an die Frau bringt. Ich habe allerdings den Ehrgeiz, für meine Beiträge gute Rankings zu erzielen.

3. Der Aufbau des Textes passt nicht

Am besten kann Google ein Thema erfassen, wenn bereits zu Beginn des Textes klar wird, warum es in dem Beitrag geht. Im Prinzip sollte man bereits im ersten Absatz eine Zusammenfassung davon geben, was den Leser im Artikel erwartet. Dazu gehört auch, dass die wichtigsten Schlüsselwörter (auf SEO-Deutsch Keywords) verwendet werden.

Für mich ist das mittlerweile selbstverständlich, doch manchen meiner Kollegen ist das scheinbar nicht so klar. Immer wieder finde ich Texte, bei denen ich nur den Kopf schütteln kann. Da wird über mehrere Absätze hinweg über Gott und die Welt geschrieben, ohne zum Punkt zu kommen. Ich mag das nicht. Und Google übrigens auch nicht.

4. Das Thema passt nicht auf die Website

Ausgenommen solch Bigplayer wie Amazon oder Otto decken die meisten Websites einen gewissen Themenkomplex ab. Hält man sich mit seinen Beiträgen innerhalb dieses Komplexes auf, ist es wesentlich einfacher, gute Rankings zu erzielen. Wer Schuhe verkauft und einen Beitrag über Bohrmaschinen veröffentlicht, wird kaum von Google wahrgenommen. Anders sieht es bei Texten über Sneakers aus.

Ich selbst muss das in meiner täglichen Arbeit für einen großen Onlineshop leidvoll erfahren. Das Marketing ist fast komplett auf Badezimmer und Leuchten ausgerichtet. Unsere Kunden nehmen den Shop als Badshop wahr. Wir verkaufen auch hochwertige Möbel, tun uns jedoch sehr schwer damit, dafür vernünftige Rankings zu erzielen. Bei Begriffen rund um „Bad und Sanitär“ sind wir hingegen immer ganz vorne zu finden.

5. Der Website fehlt es an Autorität

Ein Artikel kann brillant geschrieben sein, Title, Thema und Aufbereitung könnten nicht besser sein, dennoch wird er von Google ignoriert. Das kommt ziemlich häufig vor. Insbesondere wenn die Website neu oder unbekannt ist. Da hilft es nur am Ball zu bleiben, seine Website in den sozialen Kanälen zu promoten. Mit seinen potenziellen Kunden in Kontakt treten. Und am Ball zu bleiben, was neue Texte angeht.

Je bekannter eine Website wird, desto leichter fällt es, für seine Texte zu ranken. Eine gute Strategie ist es, sich erst einmal auf kleinere Themen zu fokussieren, die nicht so häufig bei Google nachgefragt werden. Mit der Zeit kann man sich dann auch einmal an Beiträge ran trauen, die ein größeres Leserpotenzial haben.

Ich merke das immer, wenn ich für meine privaten Seiten oder für die meines Arbeitgebers schreibe. Was in der Firma funktioniert, klappt Privat nicht unbedingt. Obwohl ich zum Beispiel meine Seite bauredakteur.de jetzt auch bereits einige Jahre betreibe und eine gewisse Reputation bei Google aufgebaut habe.

6. Es gibt bereits einen ähnlichen Beitrag

Sie haben drei rote Pullis im Schrank – welchen sollen Sie heute anziehen? Schwer zu entscheiden, am Ende wird es ein blauer Pullover. So ähnlich ergeht es Google, wenn es vor Ihrer Website steht und viele ähnliche Texte findet. Er weiß nicht, welchen er davon in den Suchergebnissen anzeigen soll. Mit etwas Pech nimmt er gar keinen dieser Artikel, sondern einen von der Konkurrenz. Dumm gelaufen.

Sie müssen Google deutlich zeigen, welcher Beitrag zu welchem Thema relevant. Manchmal reicht es aus, den Title der Seite umzuändern. Oder die weniger relevanten Seiten zu löschen bzw. zusammenzufassen. Außerdem besteht noch die Möglichkeit, Beiträge auf „no index“ zu setzen. Dieser Befehl im Quelltext der Internetseite weist Google an, die Seite nicht in den Index aufzunehmen.

7. Die Seite / der Autor ist zu wenig vernetzt

Neue Werke bekannter Autoren werden naturgemäß häufiger gekauft als Bücher unbekannter Namen. So ähnlich ist es auch bei Texten im Internet. Es ist daher hilfreich, sich einen Namen in seinem Fachbereich zu machen. Sich über die verschiedenen sozialen Kanälen mit Gleichgesinnten zu vernetzen.

Das hat zwei Vorteile: Es ist immer gut, verschiedene Trafficquellen zusätzlich zu Google zu haben. Außerdem steigt die Chance, wertvolle Links auf den Beitrag zu bekommen. Auf jemanden, den man kennt, verlinkt es sich doch wesentlich leichter als auf einen Noname. Und Backlinks sind nach wie vor eine Auszeichnung, die von Google gerne mit guten Platzierungen honoriert werden. Sofern sie freiwillig gesetzt werden. Bei gekauften Links besteht immer die Gefahr, vom Suchmaschinenriesen abgestraft zu werden.

Und wie sieht es mit der Textlänge aus?

Manche mögen sich vielleicht wundern, dass ich die Länge der Beiträge bislang mit keinem Wort erwähnt habe. Immer wieder tauchen in diversen Foren Fragen auf, wie lang ein Text denn sein muss, damit er seorelevant ist. Darüber habe ich mir ehrlich gesagt noch nie Gedanken gemacht. Meine Texte werden so lang, wie sie eben sein müssen, damit ich alles zu dem Thema gesagt habe, was ich für wichtig erachte.

Hier stellt sich die Frage: „Was wollen wir mit unserem Text?“. Ganz einfach: Antworten liefern. Auf ein Kaufbedürfnis. Auf ein Informationsbedürfnis. Auf was auch immer. Unsere Leser erwarten Antworten auf ihre Fragen. Die lassen sich manchmal in einem Satz geben, manchmal reichen selbst 3.000 Worte nicht aus. Wie hoch der Mount Everest ist, lässt sich zum Beispiel schnell beantworten. Wie die Quantenphysik funktioniert, ist dann schon etwas komplexer.

Klar muss sich jeder sein, der fürs Internet schreibt: Die Menschen möchten online noch weniger lesen als offline. Wer zu viele Worte verliert, der wird ganz schnell verlassen. Unsere Leser möchten möglichst schnell alles erfassen und möglichst schnell eine Antwort finden auf ihre Frage.  Die Kunst ist es, seine Texte so aufzubereiten, dass die Besucher der Seite zufrieden sind. Das freut letztlich dann auch Google.